Die "Glöckerlbahn"

Die „Glöckerlbahn“ nach Dornbach


„Dornbach ist eine Perle im Diadem der Umgebung der Kaiserstadt“ konnte man noch 1819 in einem Reisehandbuch lesen und „es gewährt dem Naturfreund die reichlichsten Genüsse“. Tatsächlich hatte Dornbach in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts den „ersten Rang in der Umgebung Wiens“. Doch bald machten Hietzing, Döbling und Mödling Dornbach diesen Rang streitig.

F. C. Weinwurm schrieb 1839: „Einst kannte man die Vorzüge Dornbachs lebhaft, da gehörte es zum guten Ton, eine Villeggiatura in Dornbach zu haben. Jetzt geht das Dorf sichtlich zurück“. Schuld war aber vor allem die schlechte Verkehrsverbindung zwischen Dornbach und Hernals. Ab der Rosensteingasse war die Straße „ein entsetzlicher Hohlweg, der berüchtigtste Aufenthaltsort von gefürchteten Staubmassen, bei Regen von Schlammmassen.“

Zwar hatte der Hirschenwirt von Neuwaldegg, Josef Konrath, 1825 eine Verkehrsverbindung nach Wien geschaffen, sie bestand aus einem mit Stroh gefüllten Leiterwagen, auf dem man quer saß, und verkehrte nur einmal vormittags und einmal nachmittags. Es muss aber ein gutes Geschäft gewesen sein, denn sein Bruder Paul von der „Kaiserin“ richtete ebenfalls einen Stellwagen nach Wien ein. Bald war ein heftiger Konkurrenzkampf im Gange - man spannte sich sogar gegenseitig die Pferde aus - so, dass oft ein Gendarm mitfahren musste. Ansonsten konnte man nur, wenn man genug Geld besaß, einen Fiaker mieten oder, wenn mehr Personen sich zusammen fanden, einen „Zeiselwagen“ benützen.

So entstand bald der Wunsch eine „Pferde-Eisenbahn“ zu errichten, wie sie bereits in Amerika gang und gäbe war. Nach einigem Hin und her beschloss man also, die erste Pferdebahn auf der Strecke Schottenring - Dornbach zu errichten. Am 28. Juni 1865 begonnen, war die Strecke bereits nach 13 Wochen, am 4. Oktober 1865 bis Hernals fertig und man wünschte sich einen „dornenlosen“ Weg für den weiteren Ausbau nach Dornbach.

Am 26. April 1866, war es so weit, man fuhr bereits bis Dornbach. „Der Herr Bürgermeister von Wien als auch die Herren Vizebürgermeister und der Bürgermeister Baumgruber von Dornbach refüsirten die zur ersten Fahrt ergangenen Einladungen“, heißt es in einem Bericht von der festlichen ersten Fahrt. Die „Imperialwagen“, so nannte man die geschlossenen Waggone mit zusätzlichen Sitzen auf dem offenen Oberdeck befuhren die Strecke Schottenring (Haltestelle vor der heutigen CA) - Alserstraße - Ottakringerstraße - Rosensteinstraße - Hernalser Hauptstraße bis zur Endstation Vollbadgasse. Das Gasthaus - später Morawek - hieß auch lange Zeit „Zur Endstation“. Wegen der, den Pferden angehängten Glöckchen nannten die Wiener die Pferdebahn auch gerne „Glöckerlbahn“.

Die Fahrpreise bis Dornbach betrugen im geschlossenen Waggon 15 Kreuzer und auf dem Dach 10 Kreuzer. Alle 7 bis 14 Minuten verkehrten die Waggons. Neun Ausweichen waren vorgesehen, 104 Pferde waren im Einsatz und 28 Waggone. Auch gab es einige seltsame Berufe: Neben 20 Kutschern und 18 Conducteuren gab es einen Stallmeister, 18 Stallpagen, zehn Bahnwächter, fünf Remisenwächter und natürlich drei Hufschmiede.
Wie es immer so ist, raunzten die Dornbacher und die Wiener bald, dass die Bahn zu laut und die Fahrt zu langsam sei:


„Wenn aner mit der Tramway fährt, erlebt er mancherlei.
Es is im Grund nix anderes, als a Steckenbleiberei.
I bitt', steigen's aus und tauchens an, so sagt der Conducteur,
jetzt san uns no d'Ross umg'fall'n, jetzt kommens in die Quer.
Bis Dornbach halten's 19x, des is a weite Reis'.
Doch wer's erlebt, kommt a no an, waunn a nur ratenweis.“

 

Durch die Pferdeeisenbahn erlebten Dornbach und Neuwaldegg jedenfalls einen ungeheuren Aufschwung. Zählte man 1840 noch 92 Häuser und ca. 1000 Einwohner so gab es 1884 bereits 303 Häuser und an die 3000 Einwohner. Dazu kamen im Sommer noch bis zu 2000 Sommerfrischler.

Mag. Theodor Nossberger

Sonderfahrt
1984

Nahe der Ecke
Vollbadgasse / Alszeile.

   


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