Ein Stück vom Alten Wien, die „Güldene Waldschnepfe“, Dornbacherstraße 88 Vor 1660 errichtet, befand sich auf dem Grundstück Dornbach Nr. 126 (heute: 1170 Wien, Dornbacherstraße 88), ein Gebäude, das in der Aussicht von Schloss Neuwaldegg auf die k.k. Reichs-Haupt- und Residenzstadt Wien gelegen war. In einem Vertrag aus dem Jahre 1791 in dem ein Johann Engelhart als Eigentümer aufscheint, vereinbart dieser nämlich mit dem Schlossbesitzer Graf Lacy, dass „die Aussicht vom Schlosse nach Wien betreffend“ … „weder der Bergesgipfel selbst verbaut noch ein die Höhe diese Berges überragendes Gebäude aufgeführt werden“ dürfe. Um 1860 kaufte Eduard Braig das Haus um 10.000 Gulden, stockte es auf und ließ den im ersten Stock neu entstandenen Festsaal mit dem prachtvollen Garten verbinden. Die Restauration „Gloriet“ florierte. Nach Braigs Tod erwarb Agnes Leicht die „Gloriet“. Nach deren Ableben unterließen die Erben die notwendigen Reparaturen und das Haus verfiel. 1883 erwarb der Rothschild’sche Kammerdirektor Julius Schuster die Ruine und ließ an deren Stelle vom Dornbacher Stadtbaumeister Heinrich Glaser und nach den Plänen der Architekten Dominik Avanzo und Paul Lange ein prachtvolles „Altdeutsches Wirtshaus“ errichten. Es wurde mit Bewilligung vom 26. Mai 1884 zur Benützung zugelassen. Wann nun dieses Gasthaus zur „Güldenen Waldschnepfe“ umbenannt wurde, lässt sich nicht mehr genau feststellen. Nachweisbar aber ist, dass sie bereits im Jahre 1885 von Franz Hudler übernommen wurde und erstmalig Volkssänger hier auftraten. Anfang 1887 zum Heurigenetablissement umgestaltet, wurde es am 10. April 1887 unter Mitwirkung der „Schrammeln“ wieder eröffnet. In den folgenden Jahren erlebte die „Schrammelburg“, wie sie schon bald im Volksmund genannt wurde, ihre Blütezeit. Hier saßen tatsächlich Adelige und Bürgersleute, das „gemeine“ Volk, die Fiaker und Wäschermädel dienstags und freitags einträchtig bei einem Glaserl „Alsegger“ beisammen und lauschten den Klängen der Geigen, der Fidel und des „picksüßen Hölzls“. Johannes Brahms war hier ebenso zu Gast wie der „Strauß-Schani“ und der Kronprinz Rudolf mit seinem Leibfiaker Bratfisch. Im „Illustrierten Wiener Extrablatt“ vom 25. August 1887 konnte man lesen: „Die althergebrachten Heurigentage, der Dienstag und der Freitag reichen schon lange nicht mehr aus, um den Freunden eines echt wienerischen Vergnügens Raum zu bieten, die sich draußen bei der „güldenen Waldschnepfe“ in Dornbach bei der wunderthätigen Schrammel’schen Musik, bei dem köstlichen Alsegger zusammenfinden. So haben die Schrammeln noch zusätzlich den Donnerstag als Wiener Bürgerabend bestimmt, an dem es draußen in jener wohltuenden bürgerlichen Eleganz und Gemüthlichkeit zugeht, die man eben nur in Wien findet“. Nach einer Verstimmung im Oktober 1888 traten die Schrammeln eine Konzertreise nach Berlin an und nachher nicht mehr in der „Waldschnepfe“ auf. Trotz zahlreicher Versuche, die glanzvollen Zeiten wieder auferstehen zu lassen, wurde es zusehends still um das Haus. Im Ersten Weltkrieg diente es als Rekonvaleszentenheim, in den großen Zeiten der Sieveringer „Wien Film“ als Ausweichort für Filmaufnahmen. In der NS-Zeit als Kaserne umfunktioniert, nutzten es die Alliierten nachfolgend als Offizierskasino. Nach dem Ungarnaufstand 1956 wurden in den Folgejahren Flüchtlinge hier untergebracht. Danach war dort für viele Jahre die Fernsehproduktion Dr. Scheiderbauer („Hello Austria, Hello Vienna“) zu Hause. Heute hat das Dornbacher Wahrzeichen wieder einen Liebhaber gefunden, der die ehrwürdige Dame mit viel Liebe zum Detail renovieren lässt. Ein guter Grund für die „Freunde der Erhaltung des Ortsbildes von Dornbach-Neuwaldegg“ der großen Zeit der „Güldenen Waldschnepfe“ mit einer personalisierten Marke zu gedenken. Sie wurde am 1. März 2006 in einer Auflage von 500 Stück aufgelegt. |
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