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Thomas Morus

Thomas More (Thomas Morus) wurde am 7. Februar 1478 in London als Sohn eines angesehenen Richters geboren. Er leistete bereits als Zwölfjähriger Pagendienste am Hof des Lordkanzlers, Erzbischof John Morton von Canterbury. Dieser gewährte dem jungen More ein Stipendium und schickte ihn nach Oxford, wo dieser Rechtswissenschaft studierte. 1501 schloss More seine juristischen Studien mit Erfolg ab, begann selbst zu lehren und wurde ein anerkannter Rechtsanwalt. Bereits 1504 folgt eine Berufung ins Parlament. Dort erregte insbesondere sein Widerspruch gegen die von König Heinrich VII. vorgesehenen Steuererhöhungen ziemliches Aufsehen.

Einige Zeit lang lebte More als Laie im Kartäuserkloster in London und beabsichtigte Mönch zu werden. Doch mit 26 Jahren ehelichte er Joan Colt. Dieser glücklichen, wenn auch nur kurzen Ehe entstammten vier Töchter und ein Sohn, denn seine Frau starb bereits nach sechs Jahren. More ging noch eine weitere Ehe ein (Alice Middleton), die zwar kinderlos blieb, allerdings brachte Alice Middleton eine Tochter aus erster Ehe mit.

Von 1510 an agierte er acht Jahre lang als Undersheriff von London. Seine Unparteilichkeit wurde gerühmt und er galt auch als ausgezeichneter Administrator, der sämtliche anhängigen Gerichtsfälle umgehend erledigte, ein Umstand, der bis dato noch nie vorgekommen war.

1516 verfasste Morus das erste Buch seiner wohl bekanntesten Arbeit, „Utopia“.

1517, 39-jährig, trat er in den Dienst des Königs, dessen Vertrauen er genoss und der ihn bald zum Mitglied des Geheimen Rates machte. 1521 wurde er zum Ritter geschlagen.

More war ein entschiedener Gegner von Martin Luther und half Heinrich VIII., eine Arbeit über ihn zu schreiben, die dem König den Titel „Verteidiger des Glaubens“ einbrachte.

1523 wurde er zum Parlamentssprecher ernannt. Kardinal Thomas Wolsey, Erzbischof von York, hatte es zwischenzeitlich nicht zuwege gebracht, die von Heinrich VIII angestrebte Annullierung seiner Ehe mit Katharina von Aragón bei Papst Clemens VII. - dieser war strikt gegen die Scheidung - durchzusetzen und musste 1529 von seinem Amt als Kanzler zurücktreten. 1529 folgt ihm umgehend More als neuer Lordkanzler.

Privat engagierte sich More sehr für die Erziehung seiner Töchter, denen er die gleiche Bildung angedeihen ließ wie seinem Sohn. Insbesondere seine älteste Tochter Margaret Roper war eine der gebildetsten Frauen ihrer Zeit. Daneben war er auch als überaus großzügig bekannt. Während einer Hungersnot ernährte er Hunderte aus eigener Tasche, auch entließ er seine Landarbeiter im Falle mangelnder Arbeit nicht.

1532 legte More jedoch sein Amt als Lordkanzler nieder, da auch er die Pläne des Königs nicht gutheißen konnte, sich als oberstes Haupt der katholischen Kirche Englands einzusetzen. Als sich More 1534 weigerte den Eid zu leisten, der die Oberherrschaft des Königs über die Kirche in England anerkannte, wurde er trotz seiner bekannten Verdienste im Londoner Tower eingekerkert und sein Vermögen zugunsten der britischen Krone eingezogen.

1535 verurteilte ihn ein Sondergericht zum üblichen Tod durch Bauchaufschlitzen, Gedärmeausreißen, Vierteilen und Köpfen, der damals üblichen Hinrichtungsart. Am 6. Juli 1535 wurde Thomas More im Alter von 58 Jahren "begnadigt" und "lediglich nur" enthauptet.

1886 erfolgte die Seligsprechung von Thomas More durch Papst Leo XIII., die Heiligsprechung folgte 1935 durch Papst Pius XI., zu einer Zeit, in der die Konflikte zwischen NS-Regime und der katholischen Kirche immer deutlicher erkennbar wurden. Damit wurde auch von allerhöchster Stelle ein Zeichen zum religiösen Widerstand gegen totalitäre Herrschaftsansprüche gesetzt.

Am 31. Oktober 2000 ernannte Papst Johannes Paul II. Sir Thomas More zum Patron der Regierenden und der Politiker. Der Gedenktag in der katholischen Kirche ist der 22. Juni, in der anglikanischen Kirche der 6. Juli.

Seinen Humor, für den Thomas Morus bekannt war, hat er sich bis zuletzt bewahrt. Eine Anekdote erzählt, dass er den Henker bei seiner Hinrichtung gebeten habe, beim Zuschlagen mit dem Beil auf seinen Bart zu achten, da dieser ja keinen Hochverrat begangen habe.

RKS

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